Nachfolger gesucht – Eine Chance für Gründer:innen

Viele Firmenlenker bleiben deutlich länger am Steuer als ursprünglich geplant. Manche tun dies, weil sie immer noch Spaß an ihrer Aufgabe haben, doch häufiger ist einfach kein passender Nachfolger in Sicht. 

Aufgrund der demografischen Entwicklung dürften Unternehmensübergaben künftig noch schwieriger werden: In Deutschland sind 1,3 Millionen Unternehmensinhaber älter als 55 Jahre. Viele von ihnen haben die Nachfolge noch nicht geregelt.

Warum haben so viele Seniorchefs große Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden?

Unter den ca. 600.000 KMU, die die Nachfolge bis Ende 2025 anstreben, droht etwa 165.000 die unfreiwillige Stilllegung oder zumindest eine erhebliche Verzögerung, weil sie bei der Vorbereitung und konkreten Suche noch nicht weit genug fortgeschritten sind.
Das grundlegende Problem: Es mangelt an Nachfolgerinnen und Nachfolgern.
Dafür gibt es verschiedene Ursachen. So folgen auf die geburtenstarke Baby-Boomer-Generation, die in den kommenden 10 bis 15 Jahren in den Ruhestand tritt, deutlich schwächer besetzte Jahrgänge. Es fehlt also schlicht allein schon aus diesem Grund der (Nachfolge)Nachwuchs. Ein Weiteres: Die Nachfolgelücke entsteht auch durch ein seit Jahren geringes Gründungsinteresse. Der Arbeitsmarkt hält zahlreiche attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten bereit, die viele Menschen der beruflichen Selbstständigkeit vorziehen. Auch werden mittlerweile nur noch vier von zehn Unternehmen innerhalb der Familie übertragen, weil es entweder keinen Nachwuchs gibt oder weil Kinder und Enkelkinder andere Berufswünsche und Vorstellungen haben als einen Einstieg in das Familienunternehmen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Unternehmer fordern oft einen überhöhten Kaufpreis. Sie wollen natürlich ihr Lebenswerk gewürdigt sehen und sich zudem eine gute Altersversorgung  sichern – für Kaufinteressenten zählt aber allein die Ertragskraft der Firma. Hinzu kommt: Mit zunehmendem Alter der Inhaber von allem in kleineren Unternehmen werden oft die Investitionen zurückgefahren oder der Kundenstamm ist „mit gealtert“ und droht nun wegzubrechen.

Entscheidend für eine gesicherte Unternehmensnachfolge in den kommenden Jahren ist also eine verstärkte Aktivierung und Unterstützung potenzieller Gründerinnen und Gründer. Vor allem die Finanzierungsmöglichkeiten sind bei Übernahmegründungen besonders wichtig, da insbesondere der Finanzierungsbedarf und damit natürlich auch die Sorgen um finanzielle Risiken bei potenziellen Nachfolgern überdurchschnittlich groß sind.
(siehe zum Thema auch KfW Research, Fokus Volkswirtschaft vom 02.06.2022: “Drei Viertel der KMU sehen Mangel an Nachfolgerinnen und Nachfolgern als Problem – Gefahr unfreiwilliger Stilllegungen“)

Warum aber ist die Unternehmensnachfolge trotz allem interessant für „potenzielle“ Gründer?

Unter anderem deshalb:

In der Regel übernimmt man einen gut laufenden Betrieb (Wichtig: Die reale Wirtschaftslage anhand von Betriebszahlen nachweisen lassen!) – und kann trotzdem in der Zukunft seine eigenen Ideen und Vorstellungen umsetzen.
Man muss auf jeden Fall nicht „bei Null“ anfangen, kann in der Regel auf gut ausgebildete und eingespielte Fachkräfte zurückgreifen und oft auch auf einen über Jahre aufgebauten Kunden- und Geschäftspartnerstamm.
Und – wenn man das will und Glück hat – steht einem der ehemalige Besitzer bei Bedarf auch noch mit Rat und Tat zur Seite.

Damit eine Unternehmensnachfolge nachhaltig erfolgreich ist, gibt es allerdings einiges zu beachten.
Nachfolgend einige Tipps, wo man mehr über das Thema erfahren kann.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat bereits 2019 die Broschüre „Unternehmensnachfolge Die optimale Planung” herausgegeben, die sich ausführlich auf rund 100 Seiten mit dem Thema befasst.
Sie wendet sich an beide Seiten: an die Übergebenden des Unternehmens und die potenziellen Nachfolger. Viele Aspekte einer Unternehmensnachfolge gelten gleichermaßen für Fremdnachfolger wie für Nachfolger aus der Familie. Im Vordergrund steht vor allem immer die Kompetenz der Nachfolger und nicht die Familienzugehörigkeit.
Dieser praktische Leitfaden soll eine erste Orientierung geben und dabei helfen, die bevorstehenden Aufgaben erfolgreich zu meistern. Ziel ist es, den Bestand des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze ebenso wie die wirtschaftliche Existenz der Übernehmenden langfristig zu sichern.
Allerdings  gilt es zu bedenken, dass es keine Pauschallösung für die Unternehmensnachfolge geben kann. Welche Lösung jeweils die optimale ist, hängt von verschiedenen Kriterien ab. Die Broschüre unterstützt beide Seiten dabei, diese Kriterien zu erkennen und eine für die individuelle Situation maßgeschneiderte Übergabe- bzw. Übernahmelösung zu finden.

Hinweise und Tipps für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge findet man auch auf der Internetseite der Unternehmensbörse nexxt Change  oder speziell in Mecklenburg-Vorpommern bei der Koordinierungsstelle Nachfolgezentrale MV. Hier erhält man umfangreiche Informationen im Prozess der Unternehmensübernahme und wird bei den ersten Schritten begleitet. Hilfreiche Informationen und Tipps gibt es ebenfalls auf den Seiten der Bürgschaftsbank M-V (Checkliste zur Betriebsübernahme).

Und auch wir haben uns in unserer Podcast-Reihe bereits mit dem Thema Unternehmensnachfolge beschäftigt:

2022-10-28

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